Impressionen aus einem bedrohten Naherholungswald
Auf dieser Seite haben wir Fotoimpressionen zusammengestellt, die einen Eindruck von der Vielfalt und Schönheit, aber auch von der Verwundbarkeit unseres Naherholungswaldes zwischen der Diezenhalde und Mauren geben. Er droht, in ein Areal der industriellen Stromerzeugung umgewandelt zu werden. Dies wird laut Umweltsteckbrief des Regionalverbandes Stuttgart mit erheblichen Beeinträchtigungen seiner Funktion als Erholungswald, Klimaschutzwald und Bodenschutzwald einher gehen. Ebenso werden erhebliche Beeinträchtigungen der Landschaftsbildqualität und für windkraftsensible Vogelarten erwartet.
Blick aus der Vogelperspektive über unseren Wald in Richtung Böblingen und Sindelfingen. Es handelt sich ganz überwiegend um einen Laubwaldbestand . Noch im Dezember 2022 wollte die Böblinger Stadtverwaltung höchstens „geringwertige Waldflächen (Nadelholzbestände)“ für Windkraftanlagen hergeben . Das sieht sie jetzt anders.
„Unser Stadtwald erfreut sich großer Beliebtheit. Besonders an heißen Sommertagen verbringen wir gerne und viel Zeit im Wald. Er bietet uns wertvollen Raum für Erholung und Freizeit ,“ stellt unsere Baubürgermeisterin im Böblinger Amtsblatt richtigerweise fest – und unternimmt Schritte, um genau diesen „wertvollen Raum“ gegen geringe Pachtgebühr den profitlichen Interessen der Stromindustrie zu überlassen.
Grüne Vielfalt. „Inmitten von Bäumen schlägt unser Herz gemächlicher , der Stresspegel sinkt und die Stimmung steigt“ , weiß die Apothekenrundschau . Und das Grünflächenamt der Stadt Böblingen betont: „Pflege und Unterhaltung des Böblinger und Dagersheimer Stadtwaldes sind wichtige Bausteine für eine lebenswerte Stadt. Die Erholungsnutzung mit kühlen Bereichen zum Aufenthalt an Hitzetagen ist für die Bevölkerung von großer Bedeutung . Die CO2 Bindung von Waldflächen verbessert das Klima kleinräumig aber auch global.“
Ruhe finden im Wald? Nicht so einfach, wenn in nächster Nähe Windräder mit Betriebsgeräuschen von 106,9 dB(A) auf sich aufmerksam machen.
Wanderweg. Die Naturpsychologin Antje Flade sieht in Bäumen eine Quelle, um aufzutanken: „Sie sind ein Symbol für ein langes Leben, für Kraft und Bodenständigkeit. Wir werden ehrfürchtig bei ihrem Anblick. Denn Bäume leben so viel länger als der Mensch, und es würde sie auch ohne uns geben.“
„Bäume spielen als CO2-Speicher, Schattenspender und Lebensraum in Zeiten des Klimawandels eine wichtige Rolle, insbesondere auch in den Städten“ , schreibt die Stadt Böblingen im Amtsblatt . Hier ein Vesperplatz im Wald — unter Windtürmen kein Vergnügen mehr.
Feuchtbiotop
… und der Frosch fühlt sich wohl.
Herbststimmung. „Der Stress nimmt ab, der Blutdruck sinkt, bestimmte Immunzellen werden aktiver. Wald wirkt ganzheitlich , über Farben, Düfte, Töne, Stoffe in der Luft,“ meint Pierre Ibisch , Professor für Nature Conservation an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.
Immer wieder neue Erlebnisse. Im Wald werden alle Sinne angesprochen.
Ruhe und klare Winterluft
Die Forstbehörde klärt auf über Habitatbaumgruppen . Sie bilden ein Netz von Uraltbäumen und Totholz für den Artenschutz. Dazu gehören unter anderem Horst- und Höhlenbäume, sowie besonders alte und dicke Bäume oder mit ungewöhnlichen Wuchsformen. „In den Baumgruppen unterbleibt die Holzernte – die Bäume sollen alt werden und allmählich zerfallen.“ Ob das noch gilt, wenn der Windpark errichtet wird?
Ein Standort von ca. 150 Jahre alten Riesen-Mammutbäumen (Sequoien). Diese Bäume können Tausende von Jahren alt werden, klärt die Tafel auf – wenn sie nicht vorher der Windstromindustrie zum Opfer fallen.
Und hier sind sie, die Sequoien . Sie können fast 100 Meter groß werden. Unsere sind jung und wollen in den nächsten Jahrhunderten noch wachsen.
Die Pilze brauchen einen intakten Waldboden zum Gedeihen.
Rotkehlchen
Ameisenbau
Die Volksbank lobt sich für eine Baumpflanzaktion: „8.000 Bäume für die Region . Morgen kann kommen.“ Dumm nur, dass morgen womöglich genau diese Bäume zwecks Geländefreiräumung für Windkraftstandorte wieder gerodet werden. Das war es dann, mit dem „ökologischen Beitrag – auch für die kommenden Generationen“.
Das Landesverkehrsministerium weiß um die Bedeutung von zusammenhängenden Lebensräumen für die Tierwelt. Deshalb hat es mit einigem Aufwand beim Bau der B464 eine Grünbrücke über die Straßenschneise errichtet: „Solche Wiedervernetzungsmaßnahmen schaffen eine ‚grüne Infrastruktur‘, die Arten schützt, die Wiederbesiedlung von Gebieten ermöglicht und die biologische Vielfalt auf Dauer sichert.“ Das Landesumweltministerium ficht dies nicht an, es betreibt in Waldgebieten unverdrossen die Landschaftszerschneidung durch Windparks und ihre Zuwege.
Grünbrücke Hörnleswald über die B464. Naturschutzverbände schreiben über das Windkraftgebiet BB-14: „Bedeutender Bereich für Wildwegeverbund Glemswald“ .
Auch nach Meinung des Landkreises leistet die Grünbrücke „einen wichtigen Beitrag zur dauerhaften Erhaltung der biologischen Vielfalt “ und mahnt, sie nicht zu betreten: „Helfen Sie Lebensräume zu vernetzen.“
Im Naherholungswald angelegte Laufstrecken für Freizeitsportler. Demnächst ein Parcours zwischen Windrad-Aufstellflächen?
An dieser Station des von der Stadt Böblingen eingerichteten Walderlebnispfades lernt man: „Eine Straße durch den Wald bedeutet einen großen Eingriff in die Natur“ . Die Besucher werden eingeladen, sich hinzusetzen und den Straßenlärm bewusst wahrzunehmen. Gibt es demnächst solche Stationen auch zum Wahrnehmen des Windradlärms „als Störung des Ökosystems Wald“?
Kleindenkmal im Gebiet BB-14, bei Forstarbeiten zerstört. Ein Windparkbau würde mehr solcher Opfer fordern.
Nein, dies ist nicht unser Wald oberhalb der Diezenhalde. Aber so könnten die Erholungswege aussehen, wenn dort die Windkraftindustrie Einzug hält. Auf die besorgte Frage aus der Bürgerschaft zu BB-14: „Wie kann man nur dieses wichtige Naherholungsgebiet derart entwerten ? “ war die Antwort des Böblinger Oberbürgermeisters : „Dennoch steht noch genügend Waldfläche zur Verfügung , um den Wald weiterhin zur Naherholung zu nutzen.“
Die Aufnahme stammt aus dem Windpark Bad Wildbad , wo EnBW gerade zwei Windräder baut. Sie zeigt einen zur Transportschneise erweiterten Waldweg. (Foto: U. Jaiser)